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2. - 16. Oktober 2017                  Gesundheit im Job 15

Jobwoche.de

                                                                          Experten-Tipp

                                                                          Bei Ärger mit Kollegen

                                                                          immer fragen: „Lohnt

                                                                          sich ein Streit wirklich?“

                                                                          Bonn - Haben Arbeitnehmer Ärger mit einem Kollegen
                                                                          gehabt, lässt mancher zu Hause gerne Dampf ab. Statt
                                                                          sich zu entspannen, durchleben viele den Frust nach
                                                                          Feierabend ein zweites Mal.

                                                                          Besser ist häufig, nicht zu schimpfen, sondern einen
                                                                          Perspektivwechsel zu machen und sich in die Situation des
                                                                          Kollegen zu versetzen. Darauf weist die zeitschrift
                                                                          «Forschung & Lehre» hin. Sieht der mitarbeiter die motive
                                                                          des anderen, verraucht der eigene Ärger oft von allein.
                                                                          Hilfreich sei auch, sich zu fragen, ob es sich lohnt, sich ein
                                                                          zweites mal aufzuregen.

im Job                                                                    Anzeigen-Hotline: 040 - 64 666 1600

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Das Boreout-Phänomen

zahlen. «Plötzlich hatte ich keine     Stress und können die Gesund-
Aufgabe mehr, und es wurde             heit belasten.
immer weniger und weniger.»
                                       Vertuschungsstrategien
   Laut dem Stressreport 2012
der Bundesanstalt für Arbeits-            «ich kann nicht über Lange-
schutz und Arbeitsmedizin (Baua)       weile sprechen in einer zeit, wo
ist Gottschall kein einzelfall. es     Leistung das maß aller Dinge ist
fühlen sich 13 Prozent der             und jeder um seinen job
abhängig Beschäftigten in              kämpft», sagt die österreichische
Deutschland fachlich und 5             Soziologin elisabeth Prammer.
Prozent mengenmäßig im job             Sie hat Boreout-Biografien unter
unterfordert. Gottschall hätte         die Lupe genommen. Das Pro-
gerne mehr gemacht. «Der               blem sei weit verbreitet, werde
Stress war, dass mir nichts mehr       aber tabuisiert. ihrer meinung
zugemutet wurde», sagt er.             nach passt das Syndrom in unse-
                                       re zeit ebenso wie Überforderung.
   Paradoxerweise täuschen
Boreout-Betroffene häufig vor,            Gottschall fühlte sich irgend-
beschäftigt zu sein, starren auf       wann wert- und antriebslos und
ihren Bildschirm, berichten den        wurde depressiv. «ich hab mich
Kollegen von einem Berg an             tödlich gelangweilt», sagt er.
Aufgaben. Wer nur Löcher in die        irgendwann reichte es ihm - und
Luft starrt, riskiert seinen Arbeits-  er kündigte. Seitdem geht es ihm
platz. Gerade diese Vertusch-          wieder besser.
ungsstrategien erzeugen aber
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