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14 Gesundheit im Job 2. - 16. Oktober 2017
Jobwoche.de
Umfrage Nie klingelt das Telefon: Boreout-Betroffene haben nicht
zu viel, sondern zu wenig zu tun. Auch das kann auf Dauer
krank machen. FOTO: MONIQUE WÜSTENHAGEN
Nur jeder siebte Beschäftigte
ist mit seinem Werdegang
rundum zufrieden
Düsseldorf - Nur jeder Siebte (14 Prozent) beurteilt die
eigene Karriere rundum positiv. Das geht aus einer
repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts
Innofact unter Berufstätigen hervor.
Könnten Beschäftigte noch einmal von vorne anfangen,
würde zum Beispiel mehr als jeder Vierte (28 Prozent) eine
Ausbildung wählen, die stärker den eigenen Neigungen ent-
spricht. Fast genauso viele (27 Prozent) würden größeren
Wert auf Spaß bei der Arbeit legen. im Auftrag der
Karriereberatung von Rundstedt wurden 799 Berufstätige
befragt.
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Wenn Unterforderung krank macht:
Berlin - Viele Beschäftigte kla- Boreout entsteht durch zu
gen über Arbeitsverdichtung wenige oder falsche Aufgaben.
und Überlastung. Was kaum Dabei gehe es keineswegs um
jemand weiß: Auch das Ge- Faulheit, sagt Rothlin. er nennt
genteil kann Arbeitnehmern zu das die «mär des süßen Nichts-
schaffen machen. Wer zu we- tuns». «es gibt Leute, die sind
nig zu tun hat und im Job dau- faul. Die gehören entlassen.»
erhaft unterfordert ist, kann Boreout-Betroffene würden hin-
krank werden. Boreout nennen gegen in die Situation hinein-
Forscher dieses Phänomen. manövriert.
Auch wenn es sich zunächst Nichtstun strengt an
traumhaft anhört, den ganzen
Tag im job auf der faulen Haut So war es auch bei Torsten
zu liegen: Den Betroffenen geht Gottschall. er hatte eigentlich
es oft richtig schlecht. Boreout immer gut zu tun in seinem job.
betrifft häufig Verwaltungs- oder in der Behindertenarbeit einer
Dienstleistungsjobs, in denen städtischen Verwaltung gab es
Aufgaben wegrationalisiert oder für ihn selten Leerlauf. Bis seine
durch Software erledigt werden, Vorgesetzte ihn 2005 ins con-
sagt der Schweizer Unterneh- trolling zwangsversetzte. «Die
mensberater Philippe Rothlin. er wollte mich loswerden», erzählt
beschäftigt sich schon lange mit Gottschall. Der Sozialwissen-
dem Phänomen. schaftler versteht nur wenig von