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4. - 17. Dezember 2018 Tipps & Tricks 11
Jobwoche.de In Gehaltsverhandlungen kann man
viele Fehler machen. Daher lautet der
wichtigste Tipp: Wer mit seinem Chef
über ein höheres Salär verhandeln will,
muss sich gut vorbereiten
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zeugende Leistungsmappe er- bedenken, was quasi ´hinter den haben` fähig. Darum gilt: Im der Boss hat JA gesagt. Mit
stellen und damit klar und deut- Kulissen` vorgeht. Auch der (Berufs)alltag positiv auffallen etwas Verhandlungsgeschick
lich die Gehaltsforderung be- Chef hat sich vorbereitet und kann nicht schaden. Ganz ein- lässt sich nun eine Vereinbarung
gründen. Und dabei niemals im rechnet beispielsweise mit einer fach schon mal durch angemes- erzielen á la: „Dann einigen wir
Konjunktiv sprechen. Wer seine Forderung von 500 Euro. Der sene Kleidung. Das kann durch- uns also darauf, dass ich zum
Gehaltsvorstellungen mit „Es Mitarbeiter verlangt aber nur aus die ausgefranste Jeans im 1.4. nächsten Jahres 500 Euro
wäre schön, wenn ich darum ab 350. Wenn er diese Erhöhung Designer- oder Werbeumfeld mehr bekomme.“ Mindestens
jetzt 500 Euro mehr bekäme“ nun anstandslos bewilligt, han- sein, aber es muss eben auch aber sollte ein konkreter, nächs-
einführt, hat schon verloren. delt sich der Chef damit wahr- Anzug und Krawatte im Kunden- ter Termin vereinbart werden, zu
Im Zentrum jeder Gehaltsver- scheinlich einen unzufriedenen kontakt sein. Und die guten alten dem das Thema erneut verhan-
handlung steht die Summe, Mitarbeiter ein. Denn der denkt Umgangsformen nicht verges- delt wird.
womit wir bei Punkt vier sind. sich dann: „Verdammt! Ich hab sen. Wer Frauen die Tür aufhält
Hier macht sich gründliche zu wenig verlangt.“ Also setzt oder die Worte Bitte und Danke Nicht unbedacht drohen
Recherche bezahlt. Der eigene der Chef sein Pokergesicht auf, kennt, ist kein Schleimer son-
Marktwert lässt sich gut über sagt, „Hm, hm, das ist aber eine dern einfach nur höflich. Eine Noch eine letzte Warnung zum
Studien, Gehaltsspiegel oder hohe Summe, einigen wir uns Emnid-Umfrage hat herausge- Schluss: Bleibt der Chef trotz
durch Gespräche mit anderen doch auf 300, ja?!“ Es gilt also, funden: 90 Prozent der Deut- allerfeinster Verhandlungsrhe-
Arbeitgebern oder Kollegen etwa die richtige Balance zu halten. schen ärgern sich über schlech- torik hart, nicht die Fassung ver-
bei Kongressen oder Messen Der Betrag muss hoch genug tes Benehmen. Warum sollte es lieren. Wer erbost erklärt: „Ent-
ermitteln. Steht der Betrag fest, sein, um noch Spielraum zum dem Chef anders gehen? weder ich krieg mehr Geld oder
um den es gehen soll, kann wie- Handeln zu lassen, darf aber Was aber, wenn trotz aller Mühe ich bin weg!“, sollte bereit sein,
derum die Kunst der geschickten nicht zu Schock und sofortiger das Gespräch nicht recht vom zu seinem Wort zu stehen.
Rede helfen: Besser in Prozent Ablehnung führen. Fleck kommen will? Eine belieb- Niemand bekommt gern die
sprechen als von soundso viel te Abwehrstrategie seitens eines Pistole auf die Brust gesetzt, ein
Euro. Selbst für gute Rechner Argumente bereitlegen Vorgesetzten ist eine Antwort Vorgesetzter schon gar nicht.
klingen Prozentangaben weni- wie ´Im Grunde sollen Sie ihre Dann nämlich könnte statt der
ger brutal als X Euro mehr im Last but not least – Punkt sechs: Gehaltserhöhung haben. Nur im erhofften Gehaltserhöhung der
Monat. Bringen Studien, Ge- Sachliche Argumente strate- Moment ist es schlecht` – in der uralte Kündigungswitz das
haltsspiegel oder persönliche gisch gut verpackt sind das eine. Hoffnung, dass der Mitarbeiter Gespräch beenden: „Ich kann
Gespräche keine hilfreichen Aber auch der Sympathiefaktor nun unverrichteter Dinge von mir gar nicht vorstellen, wie wir
Ergebnisse, gilt pauschal eine ist nicht zu vernachlässigen. dannen zieht. Tatsächlich aber es ohne Sie schaffen sollen.
Erhöhung um etwa 5 bis 10% als Selbst der strengste Chef ist zu lässt sich auch aus einer derart Aber gut, dann wollen wir es mal
vertretbar. einem ´Ich-mag-den-Schmidt.- vagen Aussage etwas machen. versuchen.“
Punkt fünf: Es zahlt sich aus zu Soll-er-seine-Gehaltserhöhung- Zunächst einmal hervorheben,
Text: Yvonne Scheller / Archiv