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8 Gleichstellung 2. - 16. Oktober 2017
Jobwoche.de
Meldung
Geheimhaltungspflicht Ärztinnen o
Viele Ärztinnen - kaum Chefärzte: Das
für Betriebsräte
Für wen gilt die Verschwiegenheitspflicht?
Sowohl mitglieder als auch ersatzmitglieder unterliegen
einer Geheimhaltungspflicht - auch nach Verlassen des
Betriebsrats. Aber auch Sachverständige und Auskunfts-
personen, die den Betriebsrat beraten, müssen interna für
sich behalten.
Was ist alles geheim?
Dazu zählen Tatsachen, Umstände und Vorgänge, die im
zusammenhang mit dem Geschäftsbetrieb stehen und
nicht offenkundig sind. Der Arbeitgeber muss die Tatsache
aber ausdrücklich als «geheimhaltungsbedürftig» kenn-
zeichnen.
Gibt es Grenzen der Geheimhaltungspflicht?
ja. Die Betriebsratsmitglieder müssen sitten- oder geset-
zeswidrige Angelegenheiten des Arbeitgebers - etwa
Steuerhinterziehung - nicht geheim halten.
Was passiert, wenn ein Rat gegen die Pflicht verstößt?
Auf Antrag kann das Arbeitsgericht das mitglied aussch-
ließen. Hinzu kommt das Risiko einer Schadenersatzpflicht.
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90 Prozent der Führungsposi- Stelle», sagt Gabriele Schackert,
tionen in deutschen Kliniken Direktorin der Klinik für Neuro-
sind von Männern besetzt. Das chirurgie am Uniklinikum Dres-
allein ist schon eine gewaltige den. Aus ihrer Sicht zu Recht.
Schieflage, richtig paradox «ich hätte ebenfalls nicht
wird es in Kombination mit fol- Karriere auf Kosten meiner
gender Information: Die mei- Kinder gemacht.»
sten Absolventen des Medizin-
studiums sind Frauen, seit Was die Krankenhäuser also
Jahren. Was also passiert auf brauchen, sind Lösungen, die
dem Weg vom approbierten beides ermöglichen: Familie und
Arzt zur Klinikleitung? Karriere. «Auch männer fordern
zeit mit ihren Kindern ja viel stär-
«Die Kultur ist in der medizin ker ein als früher», sagt chris-
schon noch sehr konservativ», tiane Groß, Präsidentin des Deut-
sagt christine Kurmeyer, schen Ärztinnenbundes. Aus
Frauen- und Gleichstellungsbe- ihrer Sicht fehlen vor allem intelli-
auftragte der Berliner charité. gente Teilzeitmodelle - und zwar
Das sei das eine. Hinzu kommen auf Führungsebene. «Auch eine
die Arbeitsbedingungen: Wer an Oberarzt- oder chefarztstelle
der Klinik Karriere machen will, kann man teilen.» Das ist auch
kämpft an mindestens zwei Kurmeyers erfahrung.
Fronten. 50 oder 60 Stunden auf
der Station sind die Regel, sagt eine solche Lösung zu finden,
Kurmeyer. Daneben muss, wer kostet allerdings Grips und zeit.
eine Professur anstrebt, for- «Dazu ist leider noch nicht jeder
schen. zeit für die eigene Familie chef bereit.» in der Regel müs-
bleibt kaum. sen Ärztinnen und Ärzte also
«Für viele junge Ärztinnen steht selbst sehen, wie sie ihr Familien-
die Familie nun mal an erster leben und den job unter einen