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2. - 16. Oktober 2017                                                  Ratgeber 7

Jobwoche.de

Statt einem klaren Nein geben Chefs gerne ausweichende                 Meldungen
Antworten. Dann bleibt Mitarbeitern nur übrig, mit gezielten
Nachfragen für Klarheit zu sorgen. FOTO: MONIQUE WÜSTENHAGEN           Chef um Unterstützung

er sich immer richtig verhalten    der Führungskraft eine Verhal-      für Weiterbildung bitten
wird», erklärt coach Heiko Brix    tensänderung aus.
aus Flensburg. Doch Führungs-                                          Berlin - Arbeitnehmer sollten den Arbeitgeber um Unterstüt-
kräfte seien auch nur ganz nor-    Falsche Rückschlüsse                zung bitten, wenn es darum geht, eine teure Weiterbildung zu
male menschen, mit eigenen         vermeiden                           finanzieren. Dabei sollten Mitarbeiter vor allem den Nutzen für
motiven und manchmal untaug-       Gefährlich sei, sich nur auf gute   die Firma herausstellen, sagt Christina Engel von der Stiftung
lichen Konfliktlösungsmustern.     erfahrungen in der Vergangen-       Warentest. Weiter gebe es auch Fördertöpfe von Bund und
«Wenn ich so einen chef ha-        heit zu verlassen, warnt Kimich.    Ländern, die Berufstätige anzapfen können.
be, darf ich nicht abwarten, son-  Auch die Position einer Füh-
dern muss selbst aktiv werden,     rungskraft könne sich ändern,          Bei den Fördermöglichkeiten von Bund und Ländern können
denn ich hab ja das Problem,       etwa durch neue Aufgaben.           sich interessenten an dem Leitfaden der Stiftung Warentest ent-
nicht er.»                         «manche behalten dann ihre          langhangeln, der kostenlos auf der Homepage zum Download
                                   bisherigen Verhaltensweisen         bereit steht. Dort sind die verschiedenen Programme aufgelistet.
Anzeichen erkennen                 bei und nutzen sie nun, um          «jedes Förderprogramm hat seine eigenen Voraussetzungen»,
manche Führungskräfte geben        Hinhaltetaktiken zu tarnen.»        sagt engel. manche haben zum Beispiel Beschränkungen, was
nur vor, sich zu kümmern.                                              das Alter angeht. Bei anderen gibt es eine Höchstgrenze für den
Andere schieben ihren Vorge-       Fristen setzen                      Verdienst pro jahr. Das ist etwa bei der Bildungsprämie der Fall.
setzten oder leere Kassen vor      Doch nicht jeder Vorgesetzte        Andere wiederum richten sich nach bestimmten Berufsgruppen.
und vertrösten ihre mitarbeiter    lässt sich von seiner Hinhalte-
auf später. Doch was ist dran      taktik abbringen. Wer zu Kon-       Jeder vierte arbeitet häufig durch
an solchen Aussagen? Wer als       sequenzen bereit ist, hat dann
chef untätig bleibt, spiele auf    noch eine chance: «Dann             Dortmund - Jeder vierte Beschäftigte (26 Prozent) arbeitet
zeit, sagt Verhandlungsexperte     muss ich selbst Forderungen         häufig ohne Pausen durch.
matthias Schranner aus zürich.     stellen, einen Termin setzen
Ob ein Vorgesetzter sich ein-      und etwas Druck ausüben»,              Das zeigt eine repräsentative Arbeitnehmer-Befragung der
setzt, ist oft nicht sofort zu     sagt Schranner. zum Beispiel:       Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Baua).
erkennen. mitarbeiter sollten      «ich hätte gerne eine entschei-     Negative Konsequenzen für die Gesundheit sind häufig die Folge.
bei zusagen beobachten, was        dung von ihnen bis Freitag,         So klagen mehr als vier von zehn (44 Prozent) mitarbeitern, die
passiert, und gezielt nachfra-     12.00 Uhr, sonst müssen wir         häufig auf die Pause verzichten, über Kopfschmerzen. Von
gen, wenn der chef untätig         das mit dem chef klären.»           denen, die regelmäßig Pause machen, sagt das nur jeder Dritte
bleibt.                                                                (32 Prozent).
                                   Nein sagen                          Die Gründe für den Pausenverzicht sind unterschiedlich. Rund
Klarheit schaffen                  Wer sich traut, sich nicht hinhal-  jeder zweite (47 Prozent) von denen, die durcharbeiten, gab an,
Brix rät, für mehr Transparenz     ten zu lassen, erlebt oft eine      dass die Pause nicht zum Arbeitsablauf passt. mehr als jeder
zu sorgen. «Dabei würde ich        überraschende Wende, sagt           Dritte (38 Prozent) lässt die Pause ausfallen, weil er zu viel zu tun
ich-Botschaften nutzen, einen      Kimich. ein guter Satz ist zum      hat. Nur jeder Siebte (15 Prozent) arbeitet durch, weil er keine
positiven Ton wählen und mich      Beispiel: «Versetzen Sie sich       Pause machen will. Befragt wurden 17.000 Arbeitnehmer.
wertschätzend verhalten», sagt     bitte in meine Lage, wie würden
Brix. im besten Fall löse das bei  Sie sich denn verhalten?»

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