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19. März - 1. April 2019 Generation 50plus 15
Jobwoche.de
Studie
Befristete Beschäftigung kann
Weg in Arbeitsmarkt erleichtern
Befristete Arbeitsverträge müssen nicht prinzipiell einen
Nachteil im Vergleich zu einer unbefristeten Anstellung
haben. Denn verhältnismäßig häufig gehen zunächst kurzzei-
tig Beschäftigte in eine unbefristete Anstellung über.
Das legt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in
Köln nahe. Aus ihr geht hervor, dass nach drei Jahren mehr als
die Hälfte (56 Prozent) der zunächst befristet Beschäftigten in
unbefristeten Arbeitsverhältnissen waren. Weniger als ein Drittel
(29 Prozent) ist weiter auf Zeit beschäftigt.
Die Auswertungen zeigen zudem, dass Arbeitslose und
Nichterwerbstätige, die befristete Beschäftigungen annehmen,
einen leichteren Einstieg in den Arbeitsmarkt haben: Laut den IW-
Analysen verbrachten Arbeitssuchende, die befristet Beschäf-
tigungen annehmen, nach Ablauf von drei Jahren im Vergleich zu
einer Kontrollgruppe weniger Zeit in Arbeitslosigkeit und erzielten
insgesamt ein höheres Einkommen.
Für die Studie von rund 30.000 Personen ausgewertet.
m Alter meistern
mit 50plus erfolgreich
möchten, der etwas Ruhe ins bung kann man durch seine jahre- Vorteil sei aber, dass man in sei- Falls man Zweifel daran hat, dass
Büro bringt. lange Berufserfahrung besonders nem Gebiet der Spezialist ist. Das es an den eigenen Kompetenzen
gut erfüllen? sollte man herausstellen. gelegen hat, kann man sich von
Neben fehlender Bewerbungs- einem Anwalt beraten lassen.
praxis haben ältere Jobsuchende Offensiv mit dem Alter Das Gleiche gilt für den Lebens- Stichwort: Altersdiskriminierung.
häufig mit Vorurteilen zu kämpfen. umgehen lauf. Statt alles im Detail abzubil- «Man kann sich nicht einklagen
Körperliche Belastbarkeit, Lern- den, sei es viel wichtiger, die auf Anstellung», macht Nathalie
bereitschaft oder -fähigkeit - Was Vorurteile oder Anspielungen Erfahrungen deutlich zu machen, Oberthür, Fachanwältin für
diese Fähigkeiten sprechen Ar- auf das Alter angeht, könne man die für die Stelle relevant sind. Arbeitsrecht, zwar klar. Allerdings
beitgeber eher jüngeren Men- ruhig offensiv auftreten, rät die Meist werde nur das gelesen, was gebe es einen Anspruch auf
schen zu. Was also tun? «Sich als Trainerin. «Es macht Sinn, diese in ganz oben steht, sagt Lüdemann. Entschädigung von maximal drei
"extra" jung oder junggeblieben Eigeninitiative abzuarbeiten und Daher sollte man sich auf das Gehältern, wenn sich beweisen
zu präsentieren, ist oft wenig aut- nicht erst den Personaler danach konzentrieren, was in den letzten lässt, dass man aufgrund seines
hentisch», findet Business Coach fragen zu lassen.» So könne man zehn Jahren passiert ist. Auch ein Alters benachteiligt wurde.
und Trainerin Carolin Lüdemann. das Gespräch besser steuern und Kurzprofil auf der ersten Seite im
Wer sich verstellt, laufe Gefahr, beherrschen. Manche Vorurteile Lebenslauf könne helfen, relevan- Zu guter Letzt gilt: Nicht zu
entlarvt zu werden. Stattdessen könne man auch ins Gegenteil te Stärken, Erfahrungen und schnell entmutigen lassen. «Der
gelte es, die eigenen Vorzüge her- verkehren, erklärt Arbeitsagentur- Kompetenzen hervorzuheben. Prozess kann schon dauern»,
auszustellen. Lüdemann nennt Vermittlerin Schädlich. «Jemand, sagt Schädlich. Bewerbungsver-
das «Differenzierungspotenzial». der immer in einer Branche gear- Erfahrungen deutlich machen fahren hätten sich insgesamt ver-
Was unterscheidet einen von jün- beitet hat, sieht sich vielleicht längert. Ein wenig Geduld sollte
geren Mitbewerbern? Welche dem Vorurteil der einseitigen Und wenn nun doch der jüngere man also mitbringen.
Punkte aus der Stellenausschrei- Berufserfahrung gegenüber.» Der Bewerber die Stelle bekommt?
Text: Julia Ruhnau, dpa