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18. Februar - 2. März 2020 Junge Karriere 9
Jobwoche.de
Mint-Fächer kennenlernen Meldung
oder einfach schon mal
Uni-Luft schnuppern: DGB-Ausbildungsreport:
Überstunden - zu wenig Ausbilder
Verschiedene Hochschulen
bieten inzwischen
Orientierungsstudien an.
FOTO: DANIEL REINHARDT/DPA
(dpa) Hamburgs Auszubildende müssen nach einem DGB-
Report häufig Überstunden machen. Fast 41 Prozent gaben
dies in einer Befragung für den Ausbildungsreport 2020 der
DGB-Jugend an und damit zwei Prozentpunkte mehr als in
der vorherigen Erhebung 2016.
Davon leistet der Großteil bis zu fünf Überstunden wöchentlich,
wie aus dem vorgestellten Report hervorgeht. «Das sind keine
Kavaliersdelikte, sondern Verstöße gegen das Gesetz», mahnte
Wiebke Oetken von der DGB-Jugend Nord. Für die Auswertung
wurden 1.053 Jugendliche aus 31 Ausbildungsberufen befragt.
ein Orientierungsstudium Es sei erschreckend, dass es immer noch Auszubildende gebe,
die regelmäßig mehr als zehn Überstunden pro Woche leisten
aus den Natur- Geistes-, Rechts-, eigenen Fachinteressen ließen (1,2 Prozent), heißt es in dem Bericht. Der Durchschnittswert liege
und Sozialwissenschaften sowie sich besser identifizieren und die bei 3,5 Stunden pro Woche, Hotelfachleute kommen auf durch-
aus den Sprachen und musi- eigenen Vorstellungen von Stu- schnittlich 5,5 Stunden, Chemielaboranten demnach auf durch-
schen Fächern. dieninhalten und Leistungsanfor- schnittlich 1,6 Überstunden.
derungen überprüfen. Zudem
Einblick in das Campus-Leben fällt den Absolventen später die Fast ein Zehntel erhalte weder einen Freizeit- noch einen
Orientierung im Hochschul- und finanziellen Ausgleich für die Mehrarbeit, obwohl dies gesetz-
Ziel des Tübinger Programms ist Studienalltag leichter. lich vorgeschrieben ist.
es ebenso, Orientierungs- und
Entscheidungshilfe zu bieten. Auch wenn sie nach dem Orien- Nach Angaben des Bundesinstituts für Berufliche Bildung bilden
Darüber hinaus sollen sie tierungsstudium nicht an der Uni nur 17 Prozent der Hamburger Betriebe aus, bundesweit sind es
Einblick in die wissenschaftlichen bleiben wollen, sei dies nicht 20 Prozent. «Es ist mir völlig unverständlich, warum in Hamburg
Arbeitsweisen und Fachkulturen unbedingt ein Zeitverlust. Das gilt nur so wenige Unternehmen ausbilden. Wer über Fachkräfte-
der verschiedenen Studienfächer vor allem, wenn man es mit dem mangel klagt, muss in die Arbeitskräfte der Zukunft investieren»,
bekommen. Zeitverlust durch einen späteren forderte Hamburgs DGB-Vorsitzende Katja Karger.
Studienabbruch vergleicht, wie
Eine Besonderheit des Pro- Tauch erläutert. Studierende Außerdem wisse die Hälfte der Befragten nicht, ob sie von ihrem
gramms ist, dass die 53 Studie- können meist erbrachte Leistun- Betrieb übernommen wird. Auch beim Zukunftsthema Digitalisie-
renden gemeinsam in einem gen in ihrem Bachelorstudium rung hapert es: Rund die Hälfte der Befragten wird nach den
Haus und in Doppelzimmern anrechnen lassen. «Es kommt Angaben zufolge nicht gezielt für die Nutzung digitaler Techno-
leben. «Leben und Arbeiten am aber auf die individuellen Leis- logien qualifiziert. Trotz Kritik zeigten sich zwei Drittel der Azubis
Kolleg sind durch das Studium tungen und den jeweils gewähl- zufrieden mit ihrer Ausbildung.
sociale eng verknüpft, die Inhalte ten Studiengang an», merkt
aus den Kursen werden auch Christian Schröder an. ANZEIGE
außerhalb der Seminare viel dis-
kutiert», sagt Ursula Konnertz, Viele Angebote zulassungsfrei
wissenschaftliche Leiterin des
Leibniz Kollegs. Das stärke die Um ein Orientierungsstudium auf-
Urteilskraft und insgesamt die nehmen zu können, müssen
Reife der Teilnehmer und Teil- Bewerber eine Hochschulzu-
nehmerinnen. gangsberechtigung nachweisen.
Die meisten Angebote sind in der
Credits fürs Bachelorstudium Regel aber zulassungsfrei, so
Tauch. Einige haben zusätzliche
Egal, für welche Art von Orien- Aufnahmebedingungen. So lädt
tierungsstudium man sich ent- das Leibniz Kolleg eine Auswahl
scheidet, die Vorteile seien deut- der Bewerber zu Bewerbungs-
lich, sagt Christian Tauch. Die gesprächen ein.