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14. - 27. November 2017 Ausbildung 15
Jobwoche.de
Ausbildung zum Schuhfertiger
Flinke Finger Schwerstarbeit: Die
Wer Schuhfertiger wird, fängt Berufsaussichten in der Indus- großen Maschinen in
ganz am Anfang an - beim trie als gut ein - auch wenn es einer Schuhfabrik zu
Material. Denn die dreijährige eine vergleichsweise kleine bedienen, ist für
duale Ausbildung folgt chro- Branche ist. Doch die Aufstiegs- Azubis wie Selina-
nologisch der Herstellung chancen sind sehr gut. «Die Sophie Franz oft
eines Schuhs, erklärt Uwe handwerkliche Ausbildung zum echte Knochenarbeit.
Hartmann, Betriebs- und Aus- Schuhfertiger ist die beste
bildungsleiter bei der Carl Grundlage für eine berufliche FOTOs: Uwe AnspAch
Semler Schuhfabrik im rhein- Karriere in der Schuhindustrie»,
land-pfälzischen Pirmasens. erklärt Deingruber. Viele Füh- Schuhfertiger betrage etwa jedoch schwer, Nachwuchs zu
rungskräfte hätten als Schuh- 1.600 Euro. Für die Ausbildung finden, sagt Christiane Reuter.
Begonnen werde im Lederlager fertiger begonnen. als Schuhfertiger ist formal kein Denn der Job kann auch hart
mit der Materialkunde: «Sie ler- Geringe Bezahlung bestimmter Schulabschluss sein: Als Schuhfertiger zu arbei-
nen dort: Wie sieht Leder aus, Bei Carl Semler verdienen die vorgeschrieben. In der Praxis ten bedeute auch, lange zu ste-
wie wird es hergestellt?» An- Auszubildenden je nach Lehr- haben die meisten Azubis aber hen und mitunter Lärm und
gehende Schuhfertiger sollten jahr zwischen 710 und 830 die mittlere Reife. unangenehme Gerüche ertra-
motiviert, verantwortungsvoll, Euro, sagt Uwe Hartmann, das Manche Unternehmen tun sich gen zu müssen.
selbstständig und zuverlässig Einstiegsgehalt für fertige
sein sowie eine kreative Ader
mitbringen, sagt Christa Dein- ANZEIGE
gruber vom Bundesverband der
Schuh- und Lederwarenin-
dustrie. Neben handwerklichem
Geschick sei auch ein gewis-
ses Verständnis für Mode
gefragt.
«Es hat mich schon immer
interessiert, Schuhe zum mach-
en», erzählt Selina-Sophie
Franz, Auszubildende bei Carl
Semler. Besonders gefalle ihr
die Arbeit in der Stepperei, wo
die einzelnen Teile zusammen-
genäht werden. «Mir gefällt
besonders die Vielfältigkeit der
Arbeitsschritte und die Verar-
beitung von Leder», erzählt ihr
Azubi-Kollege Phillip Burkhart.
Beide Azubis stammen aus der
Gegend um Pirmasens, wo tra-
ditionell viele Schuhproduzen-
ten ansässig sind. Auch die
Deutsche Schuhfachschule hat
hier ihren Sitz. Die Globalisie-
rung ist an der Branche nicht
spurlos vorübergegangen: An-
fang der 2000er haben viele
deutsche Schuhhersteller ihre
Produktion ins Ausland verlegt,
berichtet Christiane Reuter vom
Bundesinstitut für Berufsbil-
dung (BIBB) in Bonn.
Inzwischen würden Schuhferti-
ger aber wieder gebraucht,
sagt Reuter. Sie schätze die