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4 Ratgeber 31. März - 14. April 2020
Jobwoche.de
Struktur im Homeoffice
«Spielmacher» für Beförderung
Teams nominieren Wenn aus
Kollegen
Wenn sich die Arbeit ins Homeoffice verlagert, sollten einzelne Führungskräfte
Teams einen «Spielmacher» nominieren. Das rät Josephine werden
Hofmann vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und
Organisation (IAO). Auch wenn man sich noch so ren. Denn dann besteht immer die
sehr gewünscht hat, der neue Gefahr, dass sich die Neuigkeit
Der oder die Nominierte kann zum Beispiel die Abstimmung und den Chef des eigenen Teams zu herumspricht. «Das Schlimmste
Austausch zwischen den Teammitgliedern übernehmen, erklärt die werden: Wer innerhalb des ist es, wenn es Mitarbeiter durch
Expertin in einem Blog-Eintrag. Die Person kann etwa dafür verant- Unternehmens zur Führungs- jemand Anderen erfahren. Das ist
wortlich sein, Telefonkonferenzen einzuberufen, sich zwischendurch kraft befördert wird, sollte wie bei einer Jacke, bei der man
bei den Mitarbeitenden zu melden oder virtuelle Konferenzen zu genau darauf achten, wie die- den ersten Knopf falsch zuknöpft
moderieren. Der Spielmacher sollte der Expertin zufolge ein Gespür ser Schritt vollzogen und ver- - das zieht sich immer weiter
dafür entwickeln, wann die Stimmung zu kippen droht - und entspre- kündet wird. durch. Der erste Auftritt muss sit-
chend eingreifen. Grundsätzlich gilt Hofmann zufolge: Auch wenn zen», sagt Strobel.
eine schnelle schriftliche Chat-Nachricht oft praktischer erscheint, ist Schlimmstenfalls können sonst
Reden wichtig, wenn nicht alle Teammitglieder am selben Ort arbei- selbst enge Beziehungen zerbre- Was nach dieser ersten Ankün-
ten können. Arbeitgeber und Führungskräfte sollten Mitarbeiter dazu chen. «Es ist zunächst extrem digung besonders wichtig ist: Ge-
animieren, bei Bedarf kurz mal anzurufen oder sich per Videocall zu wichtig, wie der Übergang kom- spräche mit Personen führen, die
melden. Das sei ein wichtiger kommunikativer Bestandteil des muniziert wird», sagt Sabine sich ebenfalls auf die Führungs-
Arbeitsalltags und werde als Zeichen der Wertschätzung und Strobel, Coach für Führungs- position beworben, diese aber
Fürsorge empfunden. kräfte und Teamentwicklung aus nicht bekommen haben. «Dieses
Garmisch-Partenkirchen. Thema sollte man so schnell wie
ANZEIGE möglich unter vier Augen anspre-
«Optimalerweise sollten es alle chen», rät Strobel. «Das ist eine
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unangenehme Situation für beide
gemeinsam von der neuen Füh- Seiten, aber man sollte sie the-
rungskraft erfahren, der überge- matisieren und gemeinsam da-
ordnete Chef sollte dabei Rück- ran arbeiten. Die Hauptsache ist,
halt von oben demonstrieren.» dass es hier keine unausgespro-
Als zweiter Schritt folgen idealer- chenen Tabus gibt.»
weise Einzelgespräche, um Er-
wartungen von beiden Seiten ab- Kann man als neue Führungskraft
zustimmen. weiterhin mit den Mitarbeitern die
Mittagspause verbringen oder in
Der erste Auftritt eine Kaffee-Runde platzen? Das
kann entscheiden muss jeder für sich beantworten
Die Beförderung in persönlichen und vom Einzelfall abhängig
Gesprächen mitzuteilen, ist nicht machen: «Es hängt davon ab, wie
zu empfehlen. Selbst dann nicht, das Verhältnis vorher war», sagt
wenn es sich um enge Freunde Business Coach Renate Freisler
handelt, die bislang Kollegen wa- aus Nürnberg. «Wenn es sehr