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2 Vermischtes 11. Juli 2017 - 21. August 2017
Jobwoche.de
Weltdienst 30+ Kuscheln & Lügen
Eigentlich führt Ralf Schaab Ganz und gar ungewöhnliche Jobs
einen Obstbaubetrieb in Wies-
baden. Doch immer wieder Es ist der ideale Small-Talk- rufen. Seine Kunden sind zum ren kann. Am Flughafen Köln-
zieht es den Agrarökonomen Aufhänger für jede Party: Wer Beispiel Berufstätige, die Bonn gibt es zum Beispiel drei
hinaus in die Welt - nach einen außergewöhnlichen Job Krankheiten geheim halten, Bird Controller - zu Deutsch
Namibia, wo er beim Bau eines ausübt, hat auch immer ein oder Hausfrauen, die eine Fachkraft für biologische
Schulgartens half, oder nach Gesprächsthema - und ver- Affäre verbergen wollen. Flugsicherheit.
Malawi, zur Gestaltung eines dient dabei gutes Geld. Ein
Kräutergartens. kleiner Überblick: Bird Controller: Er ist quasi IT-Forensiker: Er ist der
eine lebende Vogelscheuche - Sherlock Holmes des Cyber-
Schaab war im Rahmen des Der Alibi-(Lügen-)Profi: Er ver- denn er hält Vögel von Flug- space. Denn egal, ob Wirt-
«Weltdienstes 30+» im Ausland. schafft auf Bestellung Alibis - zeugen fern. Ein wichtiger schaftskriminalität, Betrug
Der neue Freiwilligendienst des mit Schauspielern, falschen Job, da Vogelschlag am Flug- oder sogar Mord - auch
Senior Experten Service (SES) Einladungen oder Telefonan- zeug sogar zum Absturz füh- Verbrecher hinterlassen Spu-
wird vom Bundesentwicklungs-
ministerium gefördert und soll
eine Lücke schließen. «Es gibt
Entsendedienste wie Weltwärts
für junge Leute und für Ruhe-
ständler wie den SES», sagt
Bettina Hartmann vom SES. Der
«Weltdienst 30+» wurde Anfang
2017 ins Leben gerufen - er rich-
tet sich an Berufstätige.
Der «Weltdienst 30+» ist kosten-
frei. Allerdings gibt es Voraus-
setzungen für die Teilnahme am
Programm. Mindestens acht
Jahre relevante Berufserfahrung,
eine Freistellung des Arbeitge-
bers und Kranken- und Sozial-
versicherung in Deutschland
sind etwa Pflicht. Die Einsätze
dauern im Schnitt sechs Wo-
chen, Arbeitnehmer müssen sich
unbezahlt freistellen lassen.
André Höftmann arbeitet seit Interview Was wünschen sich die Gäste habe abgelehnt, weil mein Herz
am häufigsten? dem Hotel gehört und ich viele
2010 als Chefconcierge im mit einem Gäste um mich herum brauche.
Wonach ich am häufigsten ge-
Hotel Adlon Kempinski in Concierge fragt werde, ist der Stadtplan. Die Wird man privat auch ständig
häufigste Formulierung, die ich nach Empfehlungen gefragt?
Berlin. FOTO: ADLON Wo kann man gut essen ge- höre, ist: «Wir sind das erste Mal
hen? Welche Bar ist gerade in Berlin und haben drei Tage Über kurz oder lang: Ja. Man
angesagt? Mit diesen Fragen Zeit. Was können wir denn tun?» kennt sich über alle Stadtbezirke
wird André Höftmann (39 ) täg- hinweg aus und wird deswegen
lich konfrontiert. Er arbeitet Wollte ein Gast Sie schon ein- auch nach Empfehlungen ge-
seit 2010 als Chefconcierge im mal als Bediensteten behalten fragt. Ich versuche es zu vermei-
Hotel «Adlon» in Berlin. Für und mitnehmen? den, in der Stadt bekannt zu
den gebürtigen Berliner ist es sein. Ich werde in kein Restau-
sein Traumjob. Über das Le- Ja, allerdings nicht hier. Das war rant gehen und eine Reservie-
ben als Concierge: bei einer Arbeitsstelle vorher, in rung unter meinem Namen
Spanien. Da hat mir jemand machen, weil ich ja das erleben
jedes Jahr aufs Neue angebo- möchte, was auch der Gast
ten, für ihn privat zu arbeiten. Ich bekommt.