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4. - 17. April 2017

14 Arbeitsrecht & mehr Jobwoche.de

Rechtshinweise                                                     Arbeitnehmer haben verschiedene Möglichkeiten, auf eine
                                                                   Änderungskündigung zu reagieren. Wichtig ist: Viel Zeit
Häufige Unpünktlichkeit                                            bleibt oft nicht. Wer eine Klage einreichen will, hat dafür ab
                                                                   Erhalt der Kündigung maximal drei Wochen Zeit.
rechtfertigt Kündigung
                                                                                                                                          FOTO: CHRISTIN KLOSE/MAG
Hin und wieder ein paar Minuten zu spät - das ist doch ein
Kavaliersdelikt. So mag mancher Mitarbeiter denken. Doch           Unter
Vorsicht: Auch wenige Minuten Verspätung rechtfertigen             Vorbeh
eine Abmahnung und im schlimmsten Fall eine                        Bei Änderungskündigung kann Anna 
Kündigung, sagt Alexander Bredereck, Fachanwalt für
Arbeitsrecht.                                                      Für Mitarbeiter ist es eine unan-   Arbeitnehmer ablehnen.»
                                                                   genehme Situation: Ihr Arbeits-
Ob so eine Abmahnung oder Kündigung gerechtfertigt ist,            platz, so wie sie ihn kennen, soll  Kündigungsgrund erforderlich
muss im Zweifel ein Richter entscheiden. «Entscheidend ist, ob     es künftig nicht mehr geben.        Generell kann ein Arbeitgeber das
dem Arbeitgeber die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses           Stattdessen bekommen sie eine       Arbeitsverhältnis nicht ohne Grund
unzumutbar ist», erläutert Bredereck. Wer beispielsweise           Änderungskündigung. Was nun?        beenden – das gilt bei einer Ände-
beweisen kann, dass er unverschuldet zu spät gekommen ist,                                             rungskündigung genau wie bei
müsse die Sanktion nicht hinnehmen.                                Eine klassische Situation für eine  jeder anderen Kündigung, erklärt
                                                                   Änderungskündigung ist eine         Kerstin Jerchel aus dem Bereich
Im Zeugnis sind ironische                                          betriebsbedingte Kündigung, er-     Recht und Rechtspolitik der Verdi
                                                                   klärt Nathalie Obertür von der      Bundesverwaltung. Unbedingt soll-
Formulierungen tabu                                                Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht    te der Arbeitnehmer deshalb über-
                                                                   im Deutschen Anwaltverein. «Wenn    prüfen, ob die Kündigungsgründe
Mitarbeiter müssen ironische Formulierungen im                     zum Beispiel ein Arbeitsplatz in    der sozialen Rechtfertigung stand-
Arbeitszeugnis nicht hinnehmen. Das gilt etwa für Sätze            einem Unternehmen wegfällt, kann    halten. «Nicht immer kann der
wie «Wenn es eine bessere Note als "sehr gut" geben                der Arbeitgeber eine Tätigkeit an   Arbeitgeber nachweisen, dass die
würde, würden wir ihn damit beurteilen». In dem Fall kön-          einem anderen Ort, zu anderen       Kündigung gerechtfertigt ist», sagt
nen Beschäftigte eine Korrektur verlangen, teilt der Bund-         Zeiten oder mit einer anderen       Jerchel.
Verlag mit und bezieht sich auf eine Entscheidung des              Vergütung anbieten und im glei-
Landesarbeitsgerichts Hamm (Az.: 12 Ta 475/16).                    chen Zug eine betriebsbedingte      Kündigungsschutzklage
                                                                   Kündigung aussprechen, sollte der   Bei einer solchen Änderungskündi-
In dem verhandelten Fall stritten Arbeitgeber und -nehmer über
einige Formulierungen im Arbeitszeugnis. Grundsätzlich ist es
zwar Sache des Arbeitgebers, einen Zeugnistext zu formulie-
ren. Hier hatten sich die Parteien in einem Vergleich aber dar-
auf geeinigt, dass der Arbeitnehmer ein Vorschlagsrecht hat.
Der Arbeitgeber hatte daraufhin viele Formulierungen des
Mitarbeiters positiv gesteigert. Aus «stets sicher» wurde «zu
jeder Zeit sicher», aus «seiner sehr guten Auffassungsgabe»
wurde «seiner extrem guten Auffassungsgabe». Der
Mitarbeiter wehrte sich dagegen - und bekam Recht. Der
Arbeitgeber habe in seinem Zeugnis Formulierungen verwen-
det, die einen spöttischen Gesamteindruck hinterlassen.

Kein Arbeitsort im Vertrag:

Versetzung zulässig

Steht im Arbeitsvertrag kein Arbeitsort, kann der
Arbeitgeber Mitarbeiter relativ leicht versetzen.

Arbeitnehmer sollten deshalb darauf achten, dass der
Arbeitsort festgelegt ist, teilt die Personalberatung Robert Half
mit. Das sei vor allem dann wichtig, wenn ein Unternehmen
mehrere Standorte hat.
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