«Haben Sie noch Fragen?» Elegante Ausstiege im Jobinterview
Das Vorstellungsgespräch ist gut gelaufen, man hat einen guten Eindruck gemacht, beide Seiten sind optimistisch, dass es passt. Aber dann kommt sie, die Frage mit der die meisten zwar rechnen, die vielen aber noch mal die Schweißperlen auf die Stirn treibt: «Haben Sie noch Fragen?»
Die Frage nach den Fragen - einerseits habe sie etwas Gutes, sagt Karriere-Coach Bernd Slaghuis. «Die Frage zum Abschluss ist wertschätzend dem Gesprächspartner gegenüber, denn sie gibt dem Bewerber die Möglichkeit, etwas nachzufragen, wofür noch kein Platz war.»
Keine Frage um der Frage willen
Andererseits stelle die Frage ein Problem dar: «Die meisten Bewerber lernen, im Gespräch brav zu antworten und erst am Ende mit ihrer Frage auch einmal Initiative zu zeigen», sagt der Coach. «Sie lernen drei Fragen auswendig und stellen eine davon, nur um eine Frage zu stellen. Das ist Quatsch.» Denn das verhindere nicht nur, dass der Bewerber sich von anderen abhebt und in Erinnerung bleibt, sondern auch einen guten Austausch. Bewerber sollten viel eher die Zeit des gesamten Gesprächs nutzen, um alles Wichtige zu klären.
Sich nach Herausforderungen erkundigen
Aber welche Fragen helfen nun dabei, wirklich etwas Wertvolles über den Job oder den Arbeitgeber zu erfahren? Karriereberaterin Pamela Grüninger hat Beispiele parat: «Was braucht es, um den Job wirklich gut machen zu können?» ist eine Möglichkeit. Oder auch: «Was sind die größten Herausforderungen?»
So bekomme man einen guten Eindruck von dem, was einen erwartet und was die Anforderungen sind. Grüninger rät zudem, nach einem typischen Arbeitstag zu fragen. Konkret lässt sich so erfahren, welche Rolle die einzelnen Aufgaben im Alltag spielen, das geht aus Stellenausschreibungen oft nicht hervor.
Die Beraterin empfiehlt außerdem, sich den Arbeitsplatz zeigen zu lassen und um ein Gespräch mit den Kollegen zu bitten. Dadurch bekomme man ein Gefühl dafür, ob man sich am Arbeitsplatz wohlfühlt.
Vor dem Gespräch Liste mit Fragen sammeln
Slaghuis schlägt vor, eine Liste mit 15 bis 20 Fragen rund um Aufgaben, Team, Führungskräfte, Struktur, Schnittstellen und Entwicklungsmöglichkeiten vorzubereiten. Je nachdem, was für die eigene Entscheidung für einen Job am wichtigsten ist.
Was genau werden meine Aufgaben sein? Woran werden Sie in sechs Monaten festmachen, ob ich hier einen guten Job mache? Wer ist mein direkter Vorgesetzter? Was für eine Historie hat die Stelle? Wurde sie neu geschaffen oder tritt man eine Nachfolge an? So in etwa kann die Liste aussehen.
Motivation hinter Fragen erklären
Der Karrierecoach legt zudem nahe, auch die Motivation hinter den eigenen Fragen deutlich zu machen. Anstelle zu fragen «Wie sieht die Einarbeitung aus?» sollte man sich erklären: «Mir ist es wichtig, schnell in mein Aufgabengebiet reinzukommen. Wird es jemanden geben, der mich einarbeitet und mir in den ersten Wochen alles zeigt?»
Auch Grüninger rät, etwas von sich preiszugeben. «Man sollte nicht zu strategisch in ein Bewerbungsgespräch gehen. Besser ist es, ehrlich zu sein.» Natürlich transportiere jede Frage eine Botschaft. Es mache einen Unterschied, ob jemand nach Teamevents fragt oder nach einem im Urlaub nutzbaren Firmenwagen. Ein ehrliches und offenes Miteinander sei «aber ein Win-win für alle Parteien.»
Alles geklärt? Um erstes Feedback bitten
Aber was antwortet man denn nun auf die Frage aller Fragen, wenn alles bereits geklärt ist? In einem solchen Fall könne man sich für das Gespräch bedanken und fragen, wie der Bewerbungsprozess weiterläuft, sagt Slaghuis.
Bewerberinnen und Bewerber können genauso um erstes Feedback bitten. «Was ist Ihr Eindruck nach unserem Gespräch?» Auch die Frage «Gibt es noch andere Bewerber?» sei nicht verboten.
Wenn wirklich alles bereits gesagt ist, dann bleibt einem nur, genau das zu kommunizieren: «Nein, wir haben über alles für mich Wichtige bereits gesprochen.»
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