Hamburg – Im Abstand von wenigen Monaten kamen im vergangenen Jahr mehrere Sachbücher auf den Markt, in denen es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ging. Bei allen Unterschieden haben die Bücher eine gemeinsame Kernaussage: Familie und Karriere – so wie sie bisher gedacht werden – sind unvereinbar. Zu diesen Büchern gehören «Die Alles ist möglich Lüge. Wieso Familie und Beruf nicht zu vereinbaren sind» von Susanne Garsoffky und Britta Sembach, «Geht alles gar nicht. Warum wir Kinder, Liebe und Karriere nicht vereinbaren können» von Marc Brost und Heinrich Wefing und «Seid fruchtbar und beschwert Euch! Ein Plädoyer für Kinder – trotz allem» von Malte Welding.
Die «Zeit»-Redakteure Brost und Wefing arbeiten in ihrem Buch vier Ursachen heraus, mit denen sie die Unvereinbarkeit begründen. Da ist die Beschleunigung des Arbeitslebens. Gleichzeitig brechen traditionelle Geschlechterrollen weg. Und schließlich sind da die eigenen Erwartungen: Man wollte doch etwas reißen und erfolgreich sein! Woher da noch die Zeit für ein Kind nehmen? Das Resümee ziehen die Autoren schon im Titel: «Geht alles gar nicht».
Wer Ende Zwanzig ist, will jedoch oft beides: einen Job und ein Kind. Jahrelang hat man die Ausbildung gemacht oder studiert, dann den Berufseinstieg geschafft. Die Familiengründung wäre für viele jetzt der nächste Schritt. Doch wenn der Tag im Job lang war, melden sich bei vielen die Zweifel. Schafft man das überhaupt? Oder läuft man sehenden Auges in die Überforderung?
«Es gibt keinen Masterplan», sagt Lena Schröder-Dönges. Sie coacht junge Berufstätige, die überlegen, ein Kind zu bekommen, sowie junge Eltern, die nach der Babypause in den Beruf wieder einsteigen wollen. «Das kann sich vorher keiner vorstellen, was das bedeutet.» Jedes Paar müsse seinen eigenen Weg finden. Was für eine Familie möchte man sein? Wo sind die Prioritäten? Solche Fragen lassen sich diskutieren.
Hilfreich ist sicher auch, bei der Arbeitgeberwahl darauf zu achten, wie der Betrieb zum Thema Vereinbarkeit steht, sagt Silke Mekat, Karrierecoach zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wirbt der Arbeitgeber zum Beispiel damit, familienfreundlich zu sein? Wenn das der Fall ist, sollten Bewerber ruhig mutig sein und sich erkundigen, wie das konkret aussieht, rät Mekat.
Letztendlich bleibt jedem Paar nur, seinen eigenen Weg zu finden. Brost und Wefing plädieren dafür, sich angesichts fehlender funktionierender Modelle selbst eine Geschichte zu erfinden. Eine Geschichte eines Lebensentwurfs, die man erzählen kann, ohne rot zu werden, ohne zu idealisieren und sich kleinzumachen.
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