Hamburg - Wer ein paar Jahre Berufserfahrung hat, weiß meist hinterher: Einige wichtige Punkte hat man am Anfang gar nicht richtig verstanden. Karriereberater erzählen, welche Punkte Anfänger im Blick behalten sollten:
- Nicht bloß die Pflicht erfüllen: Fleiß und Disziplin sind Tugenden, die bei Vorgesetzten hoch im Kurs stehen. Wer als Anfänger Karriere machen will, sollte jedoch öfter einmal über das Ziel hinausschießen. «Klar gibt der Chef die Kommandos, die es umzusetzen gilt», sagt Karriereberater und Gehaltscoach Martin Wehrle. Die Frage ist nur wie? Statt zwei Konkurrenten für die Marketinganalyse zu vergleichen, gilt für Karriereorientierte, vier Unternehmen zu prüfen und den Bericht nicht am Stichtag, sondern zwei Tage vorher vorzulegen. Wehrles Credo: «Nicht zum verlässlichen und berechenbaren Erfüllungsgehilfen werden.» Powern und profilieren, laute die Devise.
- Nicht nur große Firmen in Betracht ziehen: Viele Berufsanfänger glauben, dass eine große Firma automatisch mehr und bessere Chancen bietet als eine kleine. Schließlich hat ein Konzern Dependancen in der ganzen Welt, bietet häufig feste Karriereprogramme, zahlt höhere Gehälter und wartet mit Prestige und großen Netzwerken auf. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch viel Bürokratie, klare Hierarchien sowie starre Strukturen. Für Kreativität und schnelle Lösungen ist da häufig kein Platz.
Berufsanfänger können in diesen Strukturen schnell untergehen. Für wen Flexibilität und Kreativität wichtiger sind als überdurchschnittliche Gehälter, der ist in einem Konzern deshalb möglicherweise verkehrt. Bewerber sollten sich genau überlegen, was sie wollen, sagt Veronika Latzel, Karriereberaterin in Hamburg. Wer flexibel arbeiten will, flache Hierarchien bevorzugt und Freiheit und Verantwortung anstrebt, ist bei einem Mittelständler oder Start-up möglicherweise besser aufgehoben.
- Nicht gleich mit neuen Ideen auftrumpfen: Wer Karriere machen will, muss Eigeninitiative zeigen. Gerade wer neu ist, hat meist noch einen offenen Blick, erkennt Verbesserungspotenziale und will sich mit guten Ideen hervortun. Doch Vorsicht! Zuviel Engagement kann Neulingen schnell negativ ausgelegt werden. «Wichtig ist, dass man in den ersten Monaten sehr genau beobachtet, nachfragt und versucht, die Spielregeln kennenzulernen», sagt Britta Schäfer. Sie ist Coach und Diplom-Psychologin in München. Wer Missstände allzu schnell aufzeigt, tritt anderen schnell auf die Füße. Gut ist deshalb, wenn Anfänger sich ihre Ideen erst einmal notieren und sie dann anbringen, wenn sie anerkannt sind und ihren Platz gefunden haben.
- Nicht auf Anerkennung anderer warten: Lob motiviert! Das ist zwar eine Binsenweisheit. Trotzdem ist sie noch nicht in den Köpfen aller Vorgesetzten angekommen. Berufsanfänger fahren deshalb besser, wenn sie nicht auf die Anerkennung vom Vorgesetzten oder den Kollegen warten, sondern ihre Erfolge selbst feiern. Das ist in vielen Fällen allerdings leichter gesagt als getan. Warum nicht nach einem erfolgreichen Tag ein Foto machen und das zu Hause an den Spiegel kleben? Das rät der Motivationspsychologe Rolf Schmiel. Dann bleibt einem das Erreichte besser im Gedächtnis.
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